In den Erzählungen älterer Bürger leben die Erinnerungen auf an die lauen Sommernächte mit dem Froschkonzert an der Glonn und ihren Altwässern, das bis in den Ort zu hören war. Es gab so viele Frösche, dass sich so genannte Froscher damit ihren Lebensunterhalt verdienten. Anfang des 20. Jahrhunderts fingen sie die braunen Grasfrösche und lieferten sie an die Münchner Gastronomie, wo Froschschenkel als Delikatesse verspeist wurden. An der gesamten Glonn gab es reichlich Frösche, die natürlich auch die Nahrungsgrundlage der Störche waren.
Die Storchennester auf den Kirchtürmen, die heute noch auf alten Aufnahmen zu sehen sind, geben ein Zeugnis davon, dass hier früher Storchenfamilien gegründet wurden.
Mit dem Verschwinden der Frösche nach der Regulierung fehlte auch die Nahrungsgrundlage für die alljährlich auf den Kirchtürmen nistenden Storchenpaare. In einem Zeitungsbericht wird über das Storchenpaar in Petershausen berichtet: "Die Storchenfamilie auf dem Sattel des Kirchturms hatte ihre Wohnung verlassen, als das Erlengebüsch an den Schlingen und Windungen des mäandrischen Flusses, als das Naturhafte der Kultur weichen musste." In diesem Bericht von 1932 über die Renovierung des Kirchturms schreibt der Verfasser auch, dass das Rad mit dem längst verlassenen Storchennest entfernt wurde.
Ein Vergnügen ganz besonderer Art bis in die fünfziger und frühen sechziger Jahre war das Baden in der Glonn. Angefangen an der Furthmühle, wo der heutige Müller darüber berichtet, dass er das Schwimmen in der Glonn gelernt hat, bis hinunter zur Mündung in die Amper gab es Badestellen und Flussbäder.
In Odelzhausen gab es eine Badestelle mit "Badehäuschen", so wurden damals die Umkleidekabinen bezeichnet, vor der Mühle. Eine weiterer Badeplatz befand sich bei Taxa.
In den kleineren Orten suchten sich vor allem die Kinder und Jugendlichen eine günstige Stelle, um für ein Bad oder zum Schwimmen in die Glonn zu gelangen. Die Unterweikertshofener badeten am Absturz unterhalb der Glonnbrücke.
Ein richtiges Schwimmbad mit Wettkämpfen hatten die Erdweger. Es wird berichtet: Am 8. Juli 1951 fand die Schwimmbahneinweihung in Erdweg statt. Die unermüdliche Arbeit der Erdweger Schwimmer wurde an diesem Tag gekrönt, indem das Schwimmfest ein voller Erfolg für die Werbung des Schwimmsports wurde. Ca. 600 Zuschauer hatten sich eingefunden und verfolgten mit großem Interesse die Wettkämpfe und mit großer Begeisterung war vor allem die Schuljugend bei der Sache. In Zeitungsberichten von 1951 bis 1953 wird berichtet: "Im idyllisch gelegenen Schwimmbad in Erdweg wurde bei den Wettkämpfen ein Drei-Meter-Sprungbrett eingeweiht. Neben dem einfachen Fuß- und Kopfsprung 'für Anfänger' erlaubte das Normal-Brett, wenn noch eine Wassertiefe von 3,50 - 4 Meter hergestellt wird, auch die schwierigsten Sprünge.
Über das Schwimmfest, das mit dem Hauptverein Schwimmverein Dachau 1925 e. V. organisiert wurde, schreibt der Verfasser: In Erdweg schlugen die Wellen hoch ... beim großen Schwimmfest - Über 50 Aktive vom Schwimmverein am Start - Gute Leistungen. Auch diesmal hatten die Schwimmer in Erdweg mit ihrem Sportfest Glück und Erfolg. Nachdem noch am Vortag ein schweres Gewitter niedergegangen war, strahlte bei der Veranstaltung die Sonne auf Wettkämpfer und Zuschauer. Die 25-Meter-Bahn hat nun auch ein 3-Meter-Sprungbrett bekommen. Wenn es gelingt, die natürliche Böschung am Bassinrand in Tribünen umzubauen und eine Wechselkabine zum Umziehen zu erstellen, dürften die wesentlichen Wünsche der rührigen Schwimmabteilung Erdweg erfüllt sein.
In Indersdorf, dem nächsten größeren Ort, gab es mehrere Badeplätze. Die Kinder und Jugendlichen tummelten sich unterhalb der Glonnbrücke bei der Marktkirche. Dort ist das einzige Ufer an der Glonn, das noch naturbelassen ist und flach abfällt. Besonders für kleine Kinder war es ein Spaß hier mit dem Sand zu spielen und Elritzen in den gebauten Wasserbecken zu fangen. Die angrenzende Wiese benutzten die Erwachsenen vor allem am Wochenende als Liegewiese.
Die nächste Gelegenheit gab es am Steg, der sich für einen Sprung ins Wasser eignete, in der Nähe des Sportplatzes. Die älteren Jugendlichen entfernten sich weiter flussaufwärts zur Obermoosmühle, um ungestört dem Badevergnügen nachgehen zu können. Mutproben waren vor allem der Kopfsprung von den Brücken in die Glonn. Besonderen Spaß hatten sie dabei, sich mit dem Glonnschlamm einzureiben, um dann durch einen Sprung ins Wasser wieder davon befreit zu werden.
Ein Badeplatz für Erwachsene, mit Badehäuschen, befand sich am Wehr unterhalb des Volksfestplatzes. Dieser Platz wurde in den 20er Jahren, gleich nach der Glonnregulierung, als Flussbad ausgestattet, wie die Bilddokumente aus dieser Zeit beweisen.
Eine Besonderheit, die in Indersdorf durch Fotos und Erzählungen zu belegen ist, waren die Badehütten. Am Ufer der Glonn standen vereinzelt Badehütten, in denen die Prominenz geschützt vor neugierigen Blicken ungehindert baden konnte.
Der Badebetrieb in Weichs spielte sich vor allem am Wehr ab. Erich Betz aus Weichs erzählt:
"Ende der vierziger Jahre und in den fünfziger Jahren trafen wir uns immer an der Glonn. Ob zum Fußballspielen, Kartoffelbraten oder Schwarzfischen. An der Südseite lagen die Dirndel, an der Nordseite die Buam. Um einen der Eschenbäume lagerten die Radl. Wir spielten Fangermandl in der Glonn mit viel Tauchen. Zum Trocknen saßen wir auf dem obersten Geländer oder wir liefen zur Biberfarm Effner nach der Engelbrechtsmühle. Einmal wurde mir meine Lederhose gestohlen. Sie hatte einen neuen Besitzer und ich musste in meinen Unterhosen heimgehen. Ich schätze mal, dass an heißen Sonntagen 50 bis 70 Badefreudige am Glonnufer auf ihren Decken lagerten. Die 'Jopa-Nanni' hatte ein kleines Tischchen und einen Kühlschrank mit Stangeneis aufgebaut und man konnte bei ihr Karamellen, Himbeerbonbons und Eis kaufen. Eine Karamelle kostete 2 Pfennige, das Eis 15 Pfennige. Abends um halb sieben oder am Samstag um vier Uhr kamen die Bauern, die mit ihrer Arbeit fertig waren, zum Waschen. Es gab unheimlich viele Fische. Besonders Barben und Nasen. Sie zogen in Schwärmen von Asbach kommend und wollten über das Wehr, das ihnen jedoch den Weg versperrte. Die amerikanischen Soldaten kamen mit MP’s und Handgranaten zum Fischen. Sie nahmen aber keine Fische mit.
An der Esche, die im Jahr 2000 gefällt wurde, war in etwa 4 Metern Höhe ein Sprungbrett in den Mühlkanal, es war dort eine Gumpe. Wenn der Mühlkanal ausgemäht wurde, musste vorher das Wasser abgelassen werden. Das hieß Flusskrebse fangen. Diese edlen Krebse mit ca. 10 cm Länge gab es in Hülle und Fülle. Zwei Putzkübel voll schleppte ich immer heim. Man konnte sie schön fangen, indem man sie am Rückenpanzer packte."
Über das Vergnügen im kühlen Nass in Petershausen berichten Fotos und Zeitungsartikel.
Im Jahre 1932 wurde eine Badeanstalt kurz vor dem Petershausener Wehr eingerichtet. Das Wasser der Glonn erwärmte sich ab Mai an einem sonnigen Tag auf Temperaturen bis über 20 °C. Der Mutigste wagte sich schon im April in das noch kühle Wasser, der letzte noch im Oktober.
Roman Niedermayer berichtet 1932 unter der Überschrift: Die neue Badeanstalt: "Mild und lau fließt die Glonn das Dorf entlang und ladet nach des Tages Mühe und Hast in der Glut der sommerlichen Hitze zum erquickenden Bade ein. Allenthalben entwickelte sich heuer mehr denn je ein fröhliches Strand- und Badeleben an den Ufern unseres köstlichen Flüßchens, so daß sich die Gemeinde zu dem rühmens- und begrüßenswerten Entschluß aufraffte, dem badelustigen Volke beiderlei Geschlechts durch Erbauung von zwei zweckentsprechenden, geräumigen Aus- und Ankleidekabinen, gesondert für das Damen- und Herrenbad, entgegenzukommen und der Erkenntnis der Notwendigkeit dieser Maßnahmen hat sich die Gemeindebehörde durch die Opferwilligkeit unstreitig ein Verdienst und den Dank der vielen Menschen erworben, die den hohen Wert des Badens und Schwimmens in der Körper- und Gesundheitspflege erkennen und danach handeln."
Der Badeplatz der Kollbacher befand sich einige hundert Meter weiter flussaufwärts an der Kurve vor der Eisernen Brücke.
Der nächste größere Ort, Hohenkammer, hatte mehrere Badeplätze. Vom Schloss aus flussaufwärts standen Badehäuschen, dort badeten vor allem die Frauen, später war es ein allgemeiner Badeplatz. Noch etwas weiter oben hatte der Schlossinspektor eine eigene Badehütte, die seiner Familie Schutz vor neugierigen Blicken gab. Oberhalb der Schloßbrücke standen einfache Badehäuschen. Für die Kinder war das Wasser an diesen Badeplätzen zu tief. Sie vergnügten sich weiter flussabwärts Richtung Unterwohlbach an einer seichten Stelle in der Glonn.
Die Glonn war aber auch ein beliebter Spielplatz für Kinder und ein Treffpunkt für Jugendliche. Im Winter hatten sie auf der oft zugefrorenen Wasserfläche ihren Spaß. Von März bis Oktober vergnügte man sich damit Elritzen zu fangen oder als Mutprobe die Krebse aus ihren Verstecken unter den Steinen der Uferböschung zu holen. Die Jugendlichen von Odelzhausen tauschten dem "Drei Rosen Wirt" von Dachau die gefangenen Krebse gegen Würste ein. Und die Furthmühler verkauften die Krebse an den Ratskeller nach München. Die Kinder, Jugendlichen und auch die Erwachsenen lebten nicht neben dem Fluss, sondern mit dem Fluss, mit seinem Wandel und seiner Dynamik durch die Jahreszeiten.
Aus Erzählungen älterer Bürger wissen wir über die Heilwirkung des Glonnwassers: Hatten sich vor einigen Jahrzehnten die Kinder verletzt, gingen sie zur Glonn, um die Wunde mit ihrem moorigen Wasser abzuwaschen oder die aufgeschlagenen Knie darin zu baden. Die Blessur verheilte schneller und begann nicht zu eitern. Die Beobachtungen zeigten, dass die Wirkung besonders schnell eintrat, wenn die Glonn aufmoorte, das heißt, wenn die am Grund abgesetzten Moorteilchen an die Wasseroberfläche aufstiegen.
Bis in die fünfziger Jahre bestand in jedem Ort an der Glonn eine Ross-Schwemme. Das Ufer musste hierfür so flach abfallend gestaltet sein, dass der Reiter mit seinem Pferd leicht ins Wasser gelangen konnte. Jeden Samstag und vor allem nach der staubigen Heuernte ritten Bua und Fuhrknecht zur Schwemm, wo die Tiere im seichten Wasser eingeseift und abgebürstet wurden.
Im Jahre 1965 fand die erste Floßfahrt auf der Glonn statt, die bis 1975 jährlich wiederholt wurde und von Petershausen nach Herschenhofen führte. Anstoß dazu gab eine Floßfahrt auf der Isar, die ein paar Petershausener unternommen hatten. Einige davon, die bald darauf als "Floßfahrer" bekannt waren, ergriffen die Initiative und versuchten diesen Spaß auf der Glonn. Es bedurfte einer guten Organisation, angefangen von dem Heranschaffen der Baumstämme bis zur Verpflegung auf dem Floß. Um einen ausreichenden Wasserstand für die Fahrt zu gewährleisten, mussten die Wehre in Petershausen, Asbach und Weichs zum richtigen Zeitpunkt geöffnet werden. Das Floß war mit einem Bretterboden versehen und mit Tischen und Bänken bestückt. Hinter den Plätzen für die Ehrengäste und die Blaskapelle Petershausen war eine Schänke eingerichtet. Am Heckteil befand sich die Tanzfläche für die Auftritte der Trachtler. Hatten alle ihre Plätze eingenommen, konnte es losgehen. "Hunderte von Neugierigen säumten an der Abfahrtsstelle unterhalb der Glonnbrücke die Ufer. Als der Ortspfarrer, die beiden Bürgermeister, Vertreter der Jäger und Fischer ihre Plätze eingenommen hatten, sprach der Floßführer einige humorvolle Worte. Dann sorgte ein halbes Dutzend barfüßiger und hemdärmliger Flößer für einen reibungslosen Start. Unter den Klängen der Musikkapelle ‘Muß i denn, muß i denn, zum Städtele hinaus’ begann die zweistündige Fahrt." Unweit der Landestelle in Herschenhofen befand sich ein Festplatz. Zu dem Fest mit Bier- und Brotzeitstand, besonders aber wegen der Steckerlfisch-Braterei, kamen meist 400 bis 500 Besucher.
Glonnbote, 31. Juli 1897, Indersdorf
Auszug:
Angekommene Kurgäste in Indersdorf, Kloster Indersdorf und Karpfhofen. Es wird fortlaufend im Gonnboten darüber berichtet,Download des Zeitungsartikels in 300dpi
in der Ausgabe vom 31. Juli 1897 wie folgt:
Im Hause des Herrn Müller:
Frau Obermair, Privatiere aus Erding.
Im Hause des Herrn Demel:
Fräulein Kathi Haber, Sprachlehrerin, München
Im Hause des Herrn Krazer:
Frau Lochner mit Kinder aus München
Im Hause der Frau Witwe Lersch:
Herr Matthias Mair, Privattier aus München
Im Hause des Herrn Lobenschuß:
Fräulein Anette Keller, Bäckerstochter, München
Im Gasthause des Herrn Josef Zeidlmair in Karpfhofen:
Frau Baronin Marie von Sundahl, Nymphenburg
Im Interesse des hießigen Ortes ersuchen wir die verehelichten Hausbesitzer bei Ankunft der Kurgäste uns sogleich Name, Stand und Wohnort mitzuteilen.
Indersdorf, 30. Juli 1897
„Die Wirkung der Glonnbäder:
In der vorigen Nummer brachten wir das erste Verzeichnis der hier weilenden werten Kurgäste und werden dasselbe fernerhin fortsetzen. Über untere Glonnbäder, die besonders für Rheumatismus, Gicht, Blutarmut, Bleichsucht, Nervenschwäche, Frauenleiden, für Rekonvaleszenz und zur Heilung dienlich, kann man aus dem Munde der Kurgäste selbst nur hören, dass dieselben von vorzüglicher Wirkung sind. So weilt beispielsweise ein Herr aus München hier, der sich in Folge Gelenks- Rheumatismus in den ersten Tagen nur mit knapper Not fortbewegen konnte, jetzt aber nach mehrtägigem Bade ohne Stützen und ohne wesentliche Schmerzen gehen kann. Auch von einer jungen Dame, die an Schwächlichkeit leidet, hören wir, dass die Bäder nicht nur allein stärkend sondern wohltuend auf den Körper wirken. Da von unserem Ort die Waldungen nicht weit entfernt sind, so ist den Herrschaften bei guter Witterung auch willkommene Abwechslung geboten. Wir können den Aufschwung des Ortes nur begrüßen und glauben auch, wenn wie wir schon in unserem Blatt erwähnten, rechtzeitig von Seiten der Gemeinde für den Ort Reklame gemacht wird und diese kann mit wenigen Mark besorgt werden, dass in den nächsten Jahren eine größere Anzahl werter Kurgäste erscheinen wird. Die Bewohnerschaft wird im Falle eines stärkeren Besuches nicht zurück bleiben. Sie wird danach trachten, bequemliche, gut eingerichtete Wohnungen zu errichten. Da wir mit den Nahrungsmitteln und mit dem Bier was Qualität und Preis anbelangt mit jedem anderen Ort im Lande konkurrieren können, so dürften diese Zeiten für das auswärtige Publikum nicht uninteressant sein. Das schöne, mit üppigen Getreidefeldern, Wiesen und Wald bestehende Glonntal verdient eine bessere Beachtung!
Glonntalanzeiger, Wochen- und Anzeigenblatt für jeden Bürger und Landmann des Glonn und Ilmtales.
Indersdorf, Mittwoch den 25. April 1894
Auszug:
„Bau und Betrieb von Volksbadeanstalten:Download des Zeitungsartikels in 300dpi
Die Darlegung der Notwendigkeit, dass der Genuss regelmäßiger und vollständiger Körperreinigung zu einem unbedingten Bedürfnisse der Bevölkerung zu machen sei, ist eines der größten Verdienste des Wirkens öffentlicher Gesundheitspflege und der folgerichtige Schluss der Erkenntnis, dass das wirksamste Vorbeugungsmittel gegen die Verbreitung von Volkskrankheiten in der raschesten Beseitigung aller Schmutz- und Abfallstoffe besteht. Gleichgültig, ob dieselben in Straßen und Häusern vorhanden sind oder am menschlichen Körper anhaften. Ist unter solchen Umständen die Errichtung einer passenden Badeanstalt in der Glonn auch ein unabweichbares Bedürfnis? Durch eine solche Errichtung würde unser Markt einen bedeutenden Fremdenverkehr zu erwarten haben, da ja das Glonnwasser wie bekannt, ein bedeutend gesundheits wirkendes Wasser ist!“
2.6.1921
Download des Zeitungsartikels in 300dpi